Die Küche entwickelt sich zunehmend zur Hightech-Zentrale des Hauses – nicht mehr nur ein Ort zum Kochen, sondern ein multifunktionaler Raum, in dem moderne Technik Komfort, Effizienz und Genuss miteinander verbindet. In diesem Wandel spielt ein Gerät eine besonders spannende Rolle: der Multifunktionsofen.

Diese neuen Alleskönner versprechen weit mehr als nur klassisches Backen. Viele Modelle bieten mittlerweile zusätzliche Funktionen wie Heißluftfrittieren (Air Fry), Teiggärung (Fermentation), Grillen, Dämpfen, Sous-vide-Garen, Warmhalten oder sogar das Zubereiten von Joghurt. Was früher mehrere Küchengeräte erfordert hat, soll nun mit einem einzigen Gerät möglich sein – platzsparend, effizient und benutzerfreundlich.

Doch wie gut funktionieren diese Zusatzfunktionen wirklich im Alltag? Was ist praktischer Mehrwert und was eher ein nettes, aber wenig genutztes Extra? Um das herauszufinden, habe ich mir im Rahmen eines ausführlichen Praxistests drei aktuelle Multifunktionsöfen aus der Mittelklasse vorgenommen. Alle Geräte bewegen sich preislich zwischen 700 und 1200 Euro und stammen von etablierten Marken, die mit Qualität und Innovation werben.

Über einen Zeitraum von mehreren Wochen habe ich diese Geräte im täglichen Gebrauch getestet – nicht im Labor, sondern in meiner eigenen Küche. Ich habe dabei ganz bewusst typische Alltagssituationen simuliert: schnelles Abendessen, Wochenend-Backprojekte, gesundes Snacking, Teiggärung für Pizzaabende oder ein überbackenes Gericht für Freunde. Besonders im Fokus standen die Funktionen, die von vielen Nutzer*innen aktuell besonders nachgefragt werden: Air Fry, Gärstufe (Fermentation) und Grillfunktion.

In diesem Beitrag teile ich meine ehrlichen und praxisnahen Erfahrungen – inklusive Stärken, Schwächen und persönlicher Empfehlungen. Wenn du also darüber nachdenkst, dir einen Multifunktionsofen zuzulegen, findest du hier hoffentlich wertvolle Orientierungshilfe und Entscheidungssicherheit.

Testkandidaten: Drei Geräte im Vergleich

Für meinen Test habe ich drei Geräte gewählt, die preislich zwischen 700 und 1200 Euro liegen und laut Hersteller sowohl Air Frying als auch Gär- und Grillfunktionen unterstützen:

  1. Bosch Serie 8 HSG636XS6
  2. Samsung Dual Cook Flex NV75N5671RS
  3. AEG BSE792320M SteamPro

Alle drei Geräte wurden in einer normalen Einbauküche installiert und im Alltag genutzt.

1. Heißluftfrittieren (Air Fry): Gesund und knusprig?

Was verspricht der Hersteller?
Die Air-Fry-Funktion soll klassisches Frittieren ohne Öl ersetzen – ideal für Pommes, Nuggets, Gemüsechips und Fischstäbchen. Möglich macht das eine besonders heiße und zirkulierende Luft, oft in Kombination mit speziellen Air-Fry-Blechen.

Praxistest:

  • Pommes frites (tiefgekühlt)
    • Bosch: Gute Bräunung, leicht ungleichmäßig, aber knusprig.
    • Samsung: Sehr gleichmäßige Bräunung, außen knusprig, innen weich – nah am Frittier-Ergebnis.
    • AEG: Etwas weicher als erwartet, musste nachgegart werden.
  • Zucchini-Sticks & Paprikastreifen
    • Überraschend gut bei allen Geräten, besonders wenn man das Gemüse leicht einölt.
    • Samsung punktet hier erneut mit gleichmäßiger Hitzeverteilung.


Die Air-Fry-Funktion ersetzt die klassische Heißluftfritteuse in den meisten Fällen gut, auch wenn man bei frischen Zutaten mit Texturverlust rechnen muss. Wichtig: Auf ein spezielles Gitter oder Air-Fry-Blech achten – ohne das wird’s schnell labbrig.

2. Gärfunktion (Teiggärung / Fermentation): Bäckerträume im eigenen Ofen?

Was verspricht der Hersteller?
Eine konstante, niedrige Temperatur (zwischen 30–40 °C), die Hefeteige perfekt aufgehen lässt – ohne dass man improvisieren muss (Heizung, Backofenlicht, etc.). Auch für Joghurt oder Sauerteig-Starter geeignet.

Praxistest:

  • Hefeteig (Pizzateig, Brötchenteig)
    • Bosch: Sehr konstant, Teig hatte gute Struktur, aber etwas trocken an der Oberfläche.
    • Samsung: Perfekte Gärung, feucht und gut aufgegangen – gleichmäßig.
    • AEG: Besonders bei Sauerteig top – die Feuchtefunktion unterstützt ideal.
  • Joghurt (selbst gemacht)
    • AEG mit SteamPlus war klarer Testsieger. Konstante 38 °C über 8 Stunden – cremiger, stabiler Joghurt.
    • Samsung & Bosch konnten auch Joghurt zubereiten, aber mit leichten Temperaturschwankungen.


Die Gärstufe ist eine echte Hilfe, wenn man regelmäßig backt oder fermentiert. Wer häufig Brot, Pizza oder Joghurt selbst herstellt, profitiert enorm. AEG überzeugt hier mit präziser Feuchteregelung – ideal für ambitionierte Hobbybäcker.

3. Grillfunktion (Oberhitze / Intensivgrillen): Für knusprige Kruste und Überbackenes

Was verspricht der Hersteller?
Hohe, direkte Hitze von oben – für Gratins, Fleisch mit Kruste, überbackene Gerichte oder sogar Grillgemüse.

Praxistest:

  • Gratin dauphinois (Kartoffelgratin)
    • Bosch: Ordentliche Kruste, aber Hitzeverteilung nicht optimal.
    • Samsung: Perfekte Bräunung über die gesamte Fläche.
    • AEG: Sehr kräftige Oberhitze – an den Rändern fast zu dunkel.
  • Hähnchenkeulen mit Marinade
    • Alle drei Öfen liefern knusprige Haut, wobei Bosch hier mit besonders gleichmäßiger Bräunung punktet.
  • Gemüsespieße (Paprika, Zucchini, Pilze)
    • Samsung überzeugte mit gleichmäßiger Bräune und saftigem Ergebnis – kein Austrocknen.


Die Grillfunktion ersetzt keinen echten Holzkohlegrill, liefert aber im Alltag sehr gute Ergebnisse, vor allem bei Aufläufen und Fleisch. Samsung brilliert hier mit einem präzisen Grillmodus.

Zusätzliche Erfahrungen im Alltag

  • Reinigung:
    Alle drei Geräte haben Selbstreinigungs- oder Pyrolysefunktionen. Besonders der Bosch-Ofen punktet mit einfacher Bedienung und wenig Nacharbeit.
  • Bedienung:
    Touchdisplays sind bei allen drei Modellen intuitiv – das Dual Cook-System von Samsung ist besonders flexibel, wenn man mehrere Gerichte gleichzeitig zubereiten möchte.
  • Größe und Platzbedarf:
    Multifunktionsgeräte nehmen oft mehr Raum ein – ideal also bei Küchenrenovierungen oder Neubauten mit passendem Einbauschacht.

Lohnt sich ein Multifunktionsofen mit diesen Funktionen?

Wenn du Wert auf Vielseitigkeit, gesundes Kochen und Backen mit wenig Aufwand legst, ist ein moderner Multifunktionsofen eine exzellente Wahl. Besonders die Air-Fry- und Gärfunktionen ersetzen gleich zwei zusätzliche Küchengeräte – das spart nicht nur Platz, sondern auch Zeit und Energie.

Aus meinem Alltag möchte ich diese Zusatzfunktionen nicht mehr missen – ich backe jetzt häufiger Brot, bereite gesunde Snacks wie Gemüsechips oder selbst gemachten Joghurt zu und habe beim Abendessen mehr Spielraum, wenn Gäste kommen.

Was zählt wirklich beim Kauf?

Wenn du einen Multifunktionsofen kaufen möchtest, achte auf folgende Punkte:

  1. Verlässliche Temperatursteuerung bei niedrigen und hohen Temperaturen
  2. Zusätzliche Bleche oder Gitter für Air-Fry-Funktion
  3. Feuchtigkeitskontrolle bei Gärstufe (für Brot- oder Sauerteigfreunde)
  4. Intuitive Bedienung und sinnvolle Voreinstellungen
  5. Energieeffizienzklasse und Reinigungssystem

Mein persönlicher Favorit aus diesem Test ist der Samsung Dual Cook Flex – wegen seiner Allround-Leistung, Flexibilität und der besonders gelungenen Air-Fry- und Grill-Ergebnisse.

Bis zum nächsten Mal in der Küche – mit Technik, die wirklich hilft! 🍽️